Hilfe bekommen

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Ein paar grundsätzliche Bemerkungen zu der Thematik „Hilfe bekommen“ habe ich mal in einen eigenen Artikel gepackt. Beratungsangebote und Möglichkeiten, sich Hilfe zu suchen, habe ich auf der Seite 🡲 Sammlung von Beratungsangeboten und Hilfsmöglichkeiten aufgelistet.

Grundsätzlich muss natürlich zunächst untersucht werden, ob körperliche Ursachen für die Atemnot vorliegen. Wenn aber diese Untersuchungen (kardiologisch, pneumologisch und andere) ohne Befund bleiben, habe ich die Erfahrung gemacht, das Ärzte und andere Personen nicht all zu viel zu der Symptomatik sagen konnten oder wollten. Das Ganze wird als „Angststörung“ und „psychosomatisch“ bezeichnet1.

Aus meiner Erfahrung heraus ist bei dieser Thematik Fachwissen sehr wichtig. Man kann mit gut gemeinten Ratschlägen die Symptomatik auch verschlimmern. Es ist wichtig zu verstehen, wie Atemnot (die keine körperliche Ursache hat) entsteht. Kurz beschrieben habe ich das im Artikel Entstehung von Atemnot.

Wie gesagt, bei mir wurde in dem Zusammenhang die Diagnose Angststörung gestellt. Für mich, der das erlebt, ist das aber etwas anderes als eine Angststörung. Ich hatte auch schon stundenlange Todesangst, weil der Körper mir suggerierte, dass mein Herz „zerbröselt“. Das ist grausam. Bei der Atemnot geht es aber erst mal nicht um Ängste. Da geht es um Gefühle, die man nicht aushält. Für mich ist die Symptomatik damit eher mit unerträglichen Schmerzen vergleichbar. Die Todesängste rücken da in den Hintergrund, die Erstickungsgefühle sind schlimmer als Todesängste. Ich denke, die Diagnose Angststörung verharmlost die Symptomatik stark und ich habe eben auch die Erfahrung gemacht, dass die Reaktionen der Ärzte entsprechend sind. Man muss das eben irgendwie ertragen. Es ist ja nicht gefährlich. Außerdem muss es auch bei psychosomatischen Beschwerden Grenzen von dem geben, was man ertragen können muss, so wie ich das im Artikel über ­🡺 psychosomatische Beschwerden geschrieben habe. In dem Fall muss zumindest versucht werden, akut etwas gegen die Beschwerden zu tun.

Entsprechend erfolgt dann auch die Behandlung. Ängste behandelt man, in dem man sich ihnen stellt (Exposition). Ich habe dann z.B. Todesängste und lerne im Laufe der Zeit, dass ich eben nicht sterbe. Bei der Atemnot ist es anders. Wenn ich Atemnot und die Erstickungsgefühle habe, lerne ich nichts. Damit macht es auch keine Sinn, sich dem immer und immer wieder auszusetzen. Das wird aber verlangt und hat bei mir die Symptomatik noch verstärkt. (Ich will hier nicht „rumschimpfen“ und einseitig argumentieren. Das wäre auch für mich zum Nachteil, was die Behandlung angeht. Mir fehlen hier auch die Fachkenntnisse. Ich möchte die Problematik nur verstehen und konstruktiv eine Verbesserung herbeiführen. Es muss aus meiner Sicht ein Abwägen stattfinden – wann setze ich mich den Gefühlen aus, und wann ist es besser, [zu versuchen] sie zu vermeiden.)

Wenn ich z.B. unterwegs starke Atemnot habe, würde ich mich bei einer Angststörung dem am nächsten Tag wieder aussetzen. Wären Todesängste die vorherrschenden Gefühle, würde das Sinn machen. Ich habe aber Angst vor den Gefühlen und dem Gedanken, dass es nichts gibt, was die Symptomatik unterwegs verbessern könnte. Im Gegenteil – da bei mir nur Entspannung die Atemnot mindert und ich unterwegs keine Entspannungsübungen machen kann, wird die Atemnot durch die körperliche Betätigung, die dann noch hinzukommt, verstärkt. Wenn ich am nächsten Tag wieder raus gehe, erinnere ich mich daran, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich wieder Atemnot bekomme. Somit befinde ich mich in einer Schleife, innerhalb der die Anfälle sich immer mehr wiederholen und stärker werden.

Aus meiner Sicht muss die Behandlung also anders erfolgen. Es müssen die Erfolgserlebnisse im Vordergrund stehen. Man kann sich diesen Gefühlen nicht immer und immer wieder aussetzen. Es geht also darum, Aktivitäten durchzuführen, bei denen die Symptomatik mehrheitlich nicht so stark ist.

Aus der Sicht von außen tun einem Ängste (und damit auch die Atemnot) nichts, weil ja keine körperliche Ursache vorliegt. Das ist falsch. Es geht hier um unerträgliche Gefühle denen man hilflos ausgesetzt ist. „Unerträglich“ und keine Möglichkeit der Verbesserung zu haben führt aber zu Selbstmordgedanken. In dem Fall ist der Tod eine Alternative zum Aushalten. Das hat nichts mit „krankhaften“ Selbstmordgedanken aufgrund einer Depression zu tun. Ich habe normalerweise keine Selbstmordgedanken. Damit ist diese Symptomatik auch lebensbedrohlich.

Das Wort „unerträglich“ und andere Beschreibungen der Symptome sind für andere nicht richtig erfassbar. Ich denke, damit relativieren sie für sich auch (unterbewusst) die Problematik. Ich mache das bei Problemen von anderen, die ich nicht verstehen kann, wohl auch. Gefühle kann man außerdem nicht beschreiben, dafür ist die Sprache nicht gemacht. „Mein Baum ist auch dein Baum„, wir sehen beide den Baum und reden über das gleiche. Gefühle erlebe aber nur ich. Damit gibt es auch oft keine Worte, mit denen ich beschreiben kann, was ich fühle. Den Baum, den ich sehe, sieht der andere. Damit müsste er in dieser Analogie meine Gefühle auch spüren können. Da das nicht möglich ist, ist es eigentlich auch kaum möglich zu beschreiben, was man bei bestimmten Gefühlen wie Atemnot erlebt.

All diese angeführten Punkte machen es aus meiner Sicht deutlich schwieriger, wirklich bedeutende Hilfe zu bekommen.

Zusätzlich kann man auch überlegen, ob man psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Ob Psychopharmaka helfen können, muss man dann bei der Psychiaterin / beim Psychiater abklären. Man kann sich auch Bedarfsmedikation verschreiben lassen, die man nur nimmt, wenn die Erstickungsgefühle zu stark werden.

Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz können auch recht lang sein. Stellt sich also die Frage, an wen man sich wenden kann, um akut Hilfe zu bekommen. Darauf habe ich keine Antwort. Ich habe diesbezüglich niemanden gefunden.

  1. Atemnot kann auch ein Symptom einer Angststörung sein. Atemnot kann aber auch ein Symptom von Stress oder eines Traumas sein. Letztlich lassen sich Symptome sowieso oft nicht nur der einen oder anderen Diagnose zuordnen und nicht immer sollte man ein Symptom gleich einer Krankheit zuordnen (ganz allgemein ist es mal interessant, sich mit dem Begriff Kontinuum in der Psychologie zu beschäftigen). Sobald es andere, belastbare, Meinungen zu dem, was ich hier schreibe gibt, werde ich den Text entsprechend anpassen.

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