Der Mensch als Teil der Natur

Was ich in diesem Artikel zeigen möchte ist, dass wir Menschen nur in einem sehr begrenzten Bereich der Umwelt leben und auch nur einen sehr geringen Teil der Umwelt wahrnehmen. Das, was uns nach derzeitigem Wissensstand umgibt, ist viel umfassender und verhält sich ganz anders, als es unserer Alltagserfahrung entspricht. Unsere Umwelt ist, bezogen auf unsere Denkweise sehr komplex. Selbst die einfachsten körperlichen, biologischen und naturwissenschaftlichen Phänomene, sowie die daraus resultierenden technischen Anwendungen, sind für einen Laien praktisch nicht zu verstehen. So eine komplexe Welt verlangt dann aber auch eine entsprechende komplexe Denkweise, wenn ich sie in einem begrenzten Rahmen verstehen will. Hinzu kommt dann noch, dass das menschliche Denken fehlerbehaftet ist. Das Gehirn lässt sich nun mal sehr leicht täuschen. Das merkt man (wenn man sich die Situation genauer anschaut) vor allem im optischen Bereich, aber das betrifft natürlich auch alle anderen Wahrnehmungen und auch den kognitiven / psychologischen Bereich1.
Die Schlussfolgerung, die ich daraus ziehe ist, dass wir unsere Erkenntnisse sehr genau überprüfen müssen und all die Aspekte, die unsere Denkweise mit beeinflusst, bei der Meinungsbildung mit berücksichtigen müssen. Der „gesunde Menschenverstand“ und Intuition helfen uns nur in dem Umfeld, das uns vertraut ist, also (begrenzt) im sozialem Bereich und bei Fragestellungen, die sich mit all dem beschäftigen, dass wir in unserem Alltag wahrnehmen. Man muss deswegen allgemeine Regeln definieren, nach denen ich Wissen generiere, was ja auch 🡵 gemacht wird.
Daraus folgt auch, dass der Mensch nur ein ganz kleiner Teil der Welt ist. Eine „subjektive Egozentrik“ (ich will überleben und habe bestimmte Bedürfnisse) ist ganz normal und verständlich. Wenn man den Menschen im Kontext zur gesamten Umwelt sieht, ist das aber die falsche Denkweise.

Unser Alltag spielt sich in einem sehr engen räumlichen und zeitlichen Bereich ab, die Bewegungen mit denen wir es zu tun haben, sind im Vergleich zu anderen Vorgängen in der Natur extrem langsam, wir haben es mit Objekten zu tun, die durch ihre Masse keine erkennbare Auswirkung auf die Umgebung haben und wir nehmen nur 3 (gerade) Raumrichtungen war.

Etwas detaillierter dargestellt:

Naturwissenschaft

Länge
Wir können uns einige Millimeter und einige Kilometer vorstellen. Um ein Lichtjahr (9,46 Billionen km) zurückzulegen, müsste man etwa 850 Millionen Mal von London nach New York und zurück fliegen. Der Hauptteil der Milchstraße hat einen Durchmesser von über 100.000 Lichtjahren und noch weiter draußen hat man es dann mit Entfernungen von Milliarden von Lichtjahren zu tun. Auf der anderen Seite liegt der Radius eines Atoms im Bereich von einem Millionstel Millimeter. (Allerdings machen Größenangaben in diesen Bereichen kaum Sinn, weil man sie quantenmechanisch betrachten muss.) 2 Es gibt dann noch deutlich kleinere Strukturen, die sich auch völlig anders verhalten, als es unseren Alltagserfahrungen entspricht, und da muss man die Phänomene noch nicht mal quantenmechanisch betrachten.

Zeit
Eine Sekunde kann man gut abschätzen, wir können auch noch Zehntelsekunden wahrnehmen und unsere Lebenszeit beträgt ein paar Jahrzehnte. Einerseits gibt es aber Vorgänge, die so schnell sind, dass wir überhaupt nicht mehr als einzelne Ereignisse wahrnehmen, anderseits gibt es Vorgänge, die so langsam verlaufen, dass wir dabei gar keine Veränderung wahrnehmen.
Wenn 2 Personen ein Ereignis beobachten, findet das für beide gleichzeitig statt. Wenn beide sich aber sehr schnell zueinander bewegen, ist genau das nicht mehr der Fall.
Es bleibt auch noch zu klären, ob Zeit eventuell nur eine biologische Illusion ist. Vielleicht ist Zeit für ein Lebewesen auch nur ein Hilfsmittel (um sein Leben zu strukturieren), das aber keine Entsprechung in der Umwelt hat.

Geschwindigkeit
Gut, wir können bestimmte Bewegungen nicht mehr erkennen, weil sie zu langsam für uns sind3. Interessanter ist aber die andere Seite der Skala. Je schneller aber sich z.B. ein Zug bewegt, um so kürzer wird er für einen Außenstehenden. Das widerspricht unserer Alltagserfahrung weil es sich eben erst bei Geschwindigkeiten nahe er Lichtgeschwindigkeit bemerkbar macht. Außerdem gibt es mit der Lichtgeschwindigkeit eine maximale Geschwindigkeit, auch das ist uns wohl intuitiv nicht verständlich. Für die Personen im Zug und die Personen außerhalb des Zuges vergeht die Zeit außerdem unterschiedlich schnell.

Masse
Auch wenn Partikel sehr leicht sind (z.B. Aerosole), ist deren Verhalten anders, als wir es im Alltag erleben. Mit der Masse eng verbunden ist die Gravitation. Wir haben diesbezüglich nur Erfahrungen auf der Erde. Ich denke nicht, dass man auf dem Mond intuitiv, also ohne darüber nachzudenken, läuft. Je größer die Masse bzw. die Gravitation, um so langsamer vergeht dann wieder die Zeit in deren Nähe.

Raum
Wir können uns in 3 Raumrichtungen bewegen. Zumindest nehmen wir diese 3 Richtungen wahr. Warum 3? Es könnten auch mehr sein, das wird sich in der Zukunft zeigen. Was wir auch nicht wahrnehmen, ist, dass sich die Zeit und diese 3 Raumdimensionen sich gegenseitig beeinflussen. Je schneller ich mich in diesen 3 Dimensionen bewege, um so langsamer vergeht die Zeit. Umgedreht ist (für einen Beobachter, der sich bewegt) die Zeit, die zwischen 2 Ereignissen vergeht auch abhängig von deren Entfernung.
Im Alltag ist in diesem Raum die kürzeste Verbindung von 2 Orten eine Gerade weil der Raum aus unserer Sicht nicht gekrümmt ist. Die Erdoberfläche ist aber gekrümmt. Wenn ich aber ein paar tausend Kilometer mit dem Flugzeug fliege, dann macht sich diese Krümmung aber stärker bemerkbar und die kürzeste Verbindung ist dann nicht mehr eine Gerade sondern eine Geodäte.
Unsere Alltagserfahrungen beziehen sich also nur auf einen Raum mit 3 Richtungen der nicht gekrümmt ist. Bei Räumen mit mehr Richtungen, die vielleicht auch noch gekrümmten sind, können wir unsere Alltagserfahrungen nicht mehr anwenden.

Mensch

Evolution
Die Evolutionstheorie ist wohl eine der besten überprüften Theorien überhaupt und sie würde sich ganz leicht widerlegen lassen. Ich muss nur ein Fossil finden, dass ich in eine andere Zeit datiere als die Zeit in der die Gruppe dieser Lebewesen gelebt hat. Wir sind da eben nur eine von vielen Millionen Spezies in diesem 🡵 Abstammungsbaum.

Physiologie
Das was wir sehen können ist nur ein kleiner Bereich von dem, was eigentlich möglich wäre. Wie sähe die Welt aus, wenn wir ultraviolettes Licht oder UV – Licht wahrnehmen könnten? Bei hören ist es ähnlich. Einen großen Teil der akustischen Signale können wir gar nicht wahrnehmen.

Psychologie und Soziologie
Unsere Denkweise ist auch abhängig von unserer Stimmung. Wenn die Stimmung schlechter ist, kann es sein, dass wir Probleme negativer sehen. Unsere Denkweise ist außerdem abhängig vom sozialen Umfeld und die Art zu Denken wird auch durch kulturelle Aspekte beeinflusst.
Außerdem machen wir, ohne dass es uns bewusst ist, immer wieder Fehler bei der Wahrnehmung, beim Erinnern, Denken und beim Urteilen, gerade bei intuitiven Entscheidungen, sogenannte 🡵 kognitive Verzerrungen.


Dem gegenüber hat der Mensch aber auch eine gewissen „natürliche“ Egozentrik:

  • abgesehen von Ausnahmesituationen wie z.B. bei nahestehenden Personen, möchte ich mich, auch zum Nachteil anderer, aus einer Gefahrensituationen retten
  • überall wo ich hinschaue, bin ich (optisch) im Mittelpunkt
  • ich empfinde nur meine Gefühle und erlebe nur deren Wirkung nach außen
  • ich nehme nur meine eigenen Gedanken wahr
  • ich erlebe nur meine Sinne wie hören, schmecken, etc.
  • auch wenn man oft sagt, man versteht jemanden anderen, ist das ja nur in einem begrenzten Rahmen möglich. Ich erlebe nicht die Gefühle der anderen Person und kenne die Gedanken und all das, was sie im Leben geprägt hat, nur in einem sehr geringen Maß

Wir fühlen uns also als etwas besonderes, was ja erstmal eine ganz „gesunde“ Aussage ist. Überspitzt formuliert haben alle Menschen gemeinsam, dass sie etwas besonderes sein wollen. Jeder ist ja auch anders als ein anderer Mensch, weil es einen „Durchschnittsmenschen“ ja nicht gibt.

Der Lebensraum des Menschen ist aber entgegen dieser egozentrischen Sichtweise nicht Mittelpunkt des Universums und der Mensch selbst ist auch nichts besseres oder schlechteres als irgend ein anderes Lebewesen.

  1. … und wir denken ständig in Modellen. Unsere Emotionen ändern sich, weil ein paar Pixel ihre Farbe auf einem Bildschirm verändern. Wir nehmen das was wir sehen dann als Menschen wahr, und die erleben das was man sieht, nicht einmal, die schauspielern.
  2. … und die Quantenmechanik sollte man gern nicht erst versuchen zu verstehen… das wird nicht funktionieren. (Wieviele Witze gibt es eigentlich über die 🡵 Katze von Herrn Schrödinger?)
  3. Wobei das von Lebewesen zu Lebewesen unterschiedlich sein kann. Wenn ich mich z.B. mit der Hand ganz langsam einer Fliege annähere, erkennt die Fliege diese Bewegung nicht mehr als Bewegung und ich kann sie quasi anfassen

2 Replies to “Der Mensch als Teil der Natur”

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