Zusammenhang von Gedanken, Gefühlen und körperlichen Symptomen

In dem Artikel möchte ich beschreiben, wie sich Gedanken, Gefühle und körperliche Symptome gegenseitig beeinflussen. Darüber gibt es viel Literatur, ich möchte das hier mehr aus der Sichtweise von mir, der das erlebt hat, beschreiben.

Es gibt ein Modell, nachdem sich die eigenen Gefühle, die Gedanken, und körperliche Beschwerden gegenseitig beeinflussen. Ich kann mit meinen Gedanken meine Gefühle beeinflussen und und umgedreht und ich kann mit meinen Gedanken und Gefühlen den Körper beeinflussen, genau so wie der Körper Einfluss auf die Gedanken und die Gefühle hat. Alle drei Komponenten spielen z.B. bei Angststörungen eine Rolle.

Mir ist aufgefallen, dass es von den Gefühlen, den Gedanken und körperlichen Empfindungen eine Variante gibt, die ich beeinflussen kann, und eine Variante, auf die ich keinen Einfluss habe (ich nenne die jetzt mal „autonom“). Bei den Gefühlen und Gedanken ist der Unterschied nur schwer zu bemerken, mir hat diese Erkenntnis aber sehr geholfen. Wenn ich in bestimmten Situationen voraussehen kann, dass Ängste oder bestimmte Gedanken automatisch kommen könnten, machen mir diese weniger Angst und ich habe mehr Kontrolle über meine Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen. Der Mensch möchte nun mal ganz allgemein Dinge voraussehen und kontrollieren können.

Gefühle:
Wenn ich z.B. Atemnot spüre, entsteht automatisch eine entsprechende Angst. Wenn mein Körper mir sagt, ich sterbe, bekommen ich erstmal Angst, ohne dass ich darauf einen Einfluss habe. Gleichzeitig entsteht eine Angst, die durch meine Denkweise erzeugt wird. Ich denke z.B. daran, wie schlimm die Atemnot werden kann und bekomme Angst.
Um das ganze auf die Spitze zu treiben: Bei Ängsten können sich die autonome Variante und die beeinflussbare Variante gegenseitig verstärken. Die autonome Angst führt zu weiteren katastrophierenden Gedanken und verstärkt damit die selbst erzeugten Ängsten. Die selbst erzeugten Ängste verstärken körperliche Symptome wie die Atemnot oder „gefühlte Herzstolperer“, die dann die automatische Angst und die Angst, die durch meine Gedanken entsteht, wieder verstärkt, usw..

Gedanken:
Es gibt aber auch Gedanken, auf die ich keinen Einfluss habe1. Ich denke etwas, glaube es und kann bei negativen Gedanken dem keine Gedanken entgegensetzen, die ich auch wirklich glaube. Es fühlt sich an, als wäre man in einer Blase und kann nicht die Außensicht einnehmen.

Körper:
Bei körperlichen Vorgängen ist es ähnlich. Wenn ich (subjektiv) in Gefahr bin, erhöhen sich Puls und Blutdruck, ich kann kalte Gliedmaßen bekommen usw. Andererseits kann ich bewusst meinen Puls senken, ich kann z.B. beim autogenen Training mir Wärme erzeugen (was tatsächlich auch messbar ist) usw. Wenn sich mein Puls aufgrund einer Aktivität erhöht, hat das meiner Erfahrung nach auch Einfluss auf meine Ängste und meine Gedanken2.

Grafisch sieht das dann so aus:

Es hilft also, diesen autonomen Gefühlen (Ängsten), Gedanken und körperlichen Symptomen (wenn keine körperliche Erkrankung vorliegt) möglichst wenig Bedeutung beizumessen und sie anzunehmen und auszuhalten. Außerdem kann man die autonome Angst teilweise verhindern, in dem man dass, was diese automatischen Ängste verursacht, beeinflusst, bei der Atemnot also z.B. es schafft möglichst nicht zu testen, ob man noch durchatmen kann, Verspannungen löst, den Puls nicht durch Aktivitäten erhöht usw.3 Die selbst erzeugte Angst kann ich hingegen relativ leicht beeinflussen. Ich muss den katastrophierenden Gedanken beruhigende Gedanken entgegensetzen und ich muss die Aufmerksamkeit weg von Herz, Lunge und ganz allgemein vom Körper lenken. Mit diesen Maßnahmen kann ich wohl verhindern, dass die Ängste und die (psychosomatischen) Beschwerden immer schlimmer werden.

Zusammengefasst habe ich also folgende Einflussmöglichkeiten:

  • Ich kann mit meinen Gedanken auf die körperlichen Symptome und meine Gefühle Einfluss nehmen
  • Über körperliche Aktivität kann ich Einfluss auf meine Ängste und Gedanken nehmen, dafür kann ich z.B. meine körperliche Aktivität verringern.
  • Vielleicht kann ich mir auch Situationen schaffen, die positive Gefühle hervorrufen und so dann Einfluss auf mein Befinden in dem Moment nehmen.

Ergänzungen

Die Ausführungen waren aus der Sicht eines Laien. Tatsächlich bekommt man im Prinzip 2 Mal Angst: Es entsteht zunächst eine unreflektierte Angst, bei der es darum geht, schnell Entscheidungen zu treffen. Der Auslöser der Angst wird aber zusätzlich noch genauer analysiert und z.B. mit bisher gemachten Erfahrungen abgeglichen. Dieser Mechanismus beschreibt eigentlich neurologisch das ganz gut, was ich oben laienhaft aus der Sicht von jemanden, der eine Situation erlebt, beschrieben habe. Die „automatische“ Angst entspricht dabei der Entstehung des ersten Angstgefühls. Genauer ist das z.B. auf der Seite 🡵 dasgehirn.info beschrieben.

  1. Es gibt ja auch Zwangsgedanken.
  2. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass auch Sport/intensivere Bewegung die Symptomatik in der ersten halben Stunde erstmal verschlimmern kann, bevor mein Befinden dann durch den Sport besser wurde. Sport bedeutet zunächst auch erstmal Stress für den Körper. Das lässt sich physiologisch auch erklären. (Es gibt eine Studie darüber, aber wieder mal finde ich die Quelle dazu nicht mehr.)
  3. Es ist sicherlich der bessere Weg, sich den nicht gerechtfertigten Ängsten auszusetzen und zu lernen, dass nichts passiert. Allerdings verstärken im Falle der Atemnot diese Ängste eben die Atemnot und die Erstickungsgefühle. Ich bin immer noch der Meinung, dass das Ertragen dieser unerträglichen Gefühle der falsche Weg ist und dass das die Situation noch verschlimmert. Das, was in dieser Situation schlimmer als die (Todes)angst ist, ist nun mal die Atemnot und sind die Erstickungsgefühle.

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