Ist es in meinem Sinn, wenn ich andere Menschen bewerte und mich mit anderen Menschen vergleiche? Kann ich andere Menschen überhaupt be- oder verurteilen?
der Mensch besitzt eine natürliche („gesunde“) Egozentrik. Grundsätzlich hat das für einen selbst erst mal Vorteile. Ich will überleben, ich will, dass es mir in verschiedenen Lebensbereichen gut geht und ich möchte mich wohl fühlen. Das führt aber dann auch dazu, dass ich mich mit anderen Menschen vergleiche und andere bewerte.
Für eine Bewertung braucht man Kriterien, anhand derer man bewertet. Diese Kriterien basieren aber ja nicht auf irgendwelchen natürlichen Gegebenheiten und sind damit nicht absolut. Es gibt keinen absoluten Maßstab, anhand dessen ich bewerten kann, wer besser oder schlechter ist. Es gibt sehr viele Kriterien, auf deren Basis ich bewerten kann. Ich kann z.B. bewerten, ob jemand seinem sozialen Umfeld, der Natur oder auch sich selbst schadet. Oder ich kann bewerten, ob Verhaltensweisen die Lebensqualität von Menschen steigert oder nicht. Ich kann auch bewerten, ob mir ein Mensch mit seiner Verhaltensweise schadet oder nicht. Damit bewerte ich dann aber auch nur Handlungen und nicht den Menschen selbst. Ich muss also den Menschen von seiner Handlung trennen. Ich kann den anderen Menschen nicht bewerten. Dazu fehlt mir allgemein das Wissen und mir fehlen Informationen über die jeweilige Person selbst, warum sie etwas tut. Auf dieser Basis kann ich mir dann überlegen, was ich tun kann, um diesen Verhaltensweisen zu begegnen. Ganz praktisch hat das für mich selbst auch Vorteile. Eine Verhaltensweise die mir schadet, erzeugt Ärger oder Wut. Ärger heißt Stress und das kann einem selbst eben auch z.B. psychosomatisch schaden. Wenn ich die Handlung vom Menschen trenne, kann mir das damit auch gesundheitlich helfen. Diese Trennung hat zur Konsequenz, dass ich mich weniger über die Person ärgere. Wenn ein Nachbar Lärm macht, dann ärgere ich mich über das Geräusch, nicht den Nachbarn. Mir hat dieser Gedankengang tatsächlich auch praktisch in so einer Situation geholfen. Ich habe mir vorgestellt, dass das Geräusch vor irgend einer Maschine erzeugt wird. Das ist das, was ich selbst in dieser Situation tun kann. Ich kann dann im nächsten Schritt mit dem Nachbar reden oder die Polizei rufen. Andere Maßnahmen helfen mir, wenn überhaupt, erst mittelfristig.
Ich bin ein Mensch und damit ärgere ich mich nun mal auch über andere Menschen und ich denke, man schafft es auch nicht, das Verhalten von einer Person ganz von der jeweiligen Person zu trennen. Außerdem bewertet man nun mal auch andere Menschen. Aber ich kann diesen Gedankengang nutzen und üben, meine Denkweise so zu verändern, dass mich Verhaltensweisen von anderen zumindest weniger belasten.
Ich muss mich von Verhaltensweisen, die mir schaden, distanzieren. Diese Distanzierung kann mir helfen, mit Verhaltensweisen von anderen besser umzugehen. Damit kam mir dann auch der Gedanke, ob das nicht arrogant ist. Die 🡵 eigentliche Definition von Arroganz geht in die Richtung, dass ich meinen Wert oder meine Fähigkeiten unverhältnismäßig hoch einschätze. Wenn ich mich aber von Verhaltensweisen von anderen abgrenze und mich damit schütze, ist das ja durchaus eine „gesunde“ Denkweise. Man kann darüber jetzt philosophieren, aber ganz praktisch sollte man sich aus Selbstschutz vielleicht auch eine gewisse Arroganz (falls es überhaupt eine ist) zugestehen.
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